Gedanken zur Kunst

Ich bekenne mich zur Harmonie und Vollkommenheit, sie ist das Endziel jeglicher Kultur - Arbeit. Ich wähle das strahlende Licht und Leben, das Vollkommenheit erfüllt in meiner Kunstarbeit. Licht in der Natur, Licht als allgegenwärtige Erscheinung ist uns in ihrer Wirkung voll vertraut, aber als Wesen "unfaßbar", es ist völlig unkörperlich und doch Realität. Licht ist ein Symbol für Immaterialität, Geist, Leben, Glück und unermeßliche Unendlichkeit vor dem leuchtendem Umkreis des Weltenraumes, des Universums. Ich bin auf das "Unendliche" eingestimmt! Ich werde von dieser unendlichen Geistkraft geführt und inspiriert. Man geht immer auf seine Vision zu - alles hängt von unserem Denken und Glauben ab. Ich male das, was ich als Geistwesen bin.

Text von Artur Lutz ( Künstler und Autor )

Gemälde von Georg Starringer

KUNSTDEFINITION


KUNST ‑ im Blickfeld wahrer Spiritualität – eine Definition

Einer Definition von 1896 vor der modernen Kunstrevolution folgend, wird Kunst noch positiv definiert: „ Kunst ist Fertigkeit der Hervorbringung eines Schönen…wie jede ästhetische Betrachtung die Belebung, Beseelung, Vermenschlichung eines Sinnlichen, so ist Kunst die Versinnlichung irgendeiner Lebendigkeit, irgend welcher Beseeltheit, irgend welches vom Menschen innerlich erlebbaren Inhalts“.* 1 Doch die Verwirrung auf dem Gebiete der Kunst wird durch lexikale Definitionen nicht beseitigt, da im alltäglichen Sprachgebrauch nahezu alles unter Kunst eingereiht werden kann. Die menschliche Willkür hat längst alle Grenzen einer nachvollziehbaren Definition verwischt. Was damit produziert wird, ist nicht nur Sprachverwirrung, sondern allgemeine Lebensverwirrung. Kunst der Gegenwart, wie sie z.B. von der MODERNE repräsentiert wird, konfrontiert das Publikum mit endlosen Ausformungen nihilistischer Inhalte, wobei die Jagd nach Egozentrik und Gags jegliche Vorstellung von Harmonie und Ästhetik zerstörte. Handwerkliche und geistige Werte in der Kunst wurden im Laufe des 2o. Jahrhunderts ins Gegenteil verkehrt.

Anti-Kunst wurde zur Kunst.

Vom handwerklichen Niveau und von der schöpferischen Leistung her indiskutable Werke erlangten Weltruhm. Doch vom Standpunkt des Geistes hat alles seinen Sinn und Zweck, hat alles eine konkrete Form mit einer bestimmten Bezeichnung. So möchte ich, gestützt auf Offenbarungsschriften abendländischer Mystiker einen definitorischen Abriß über das Gebiet künstlerischer Tätigkeit geben: Die künstlerischen Ausdrucksweisen können am präzisesten mit Qualität der Kommunikation definiert werden. Qualität ist nichts anderes als Güte und diese ursprüngliche Güte kann man als Ausdruck des Lebens selbst begreifen. Das Leben ist jene fundamentale Kraft, die durch Empfindungen und Gedanken Gestaltung und Harmonie erzeugt. Das Urprinzip des Lebens ist die sich im gesamten Universum verströmende LIEBE und diese LIEBE nennen wir GOTT. Aus dieser Göttlichen Liebe geht alles Licht und alle Wahrheit hervor. Kommunikation insbesondere als Sprache ist ein lebenswichtiges Bedürfnis aller menschlicher Wesen ‑ sie ist der Austausch von Gedanken und Empfindungen.

Gottfried Mayerhofer, ein Lorber-Freund schreibt dazu, gegeben durch das innere Wort: * 2

"Sprache ist im Allgemeinen verkörpertes Geistiges. Das geistige Leben wäre nicht möglich ohne Sprache, ohne Mitteilung; denn nur mittels derselben ist Leben, ist gemeinsames Lebens gemeinsamer Fortschritt möglich. Mitteilung ist Lebensbedürfnis, ist das einzige Band, was alle zu einem verbindet, ist das Band, was Tiere an Menschen, Menschen an Geister, und Geister, Menschen und Tiere an Mich (Gott) bindet. Dieses gemeinschaftliche Band ‑ so unvollkommen und beschränkt beim letzten Infusions‑Tierchen bis zur begeisterten Sprache eines größten Engels ‑ ist der Liebe Produkt, ohne Liebe keine Sprache und ohne Sprache keine Liebe! Und über die bildende Kunst heißt es: „Die Kunst, oder der Drang, in Zeichen Bildern oder plastischen Formen das Geschaute wiederzugeben ist ebenfalls eine Sprache der Seele. Die Kunst in ihrem höchsten Sinne ist also nichts anderes als die Verwirklichung der geistigen Ideen der Seele, wo diese durch das Mitgefühl angeregt auch andern mitteilen will, was sie fühlt und denkt und materiell es herzustellen das Bedürfnis fühlt, weil sie glaubt, es wird auch andern den nämlichen oder wenigstens einen ähnlichen Eindruck machen, durch welches Verfahren sie in dem Wohlgefallen anderer ihr eigenes doppelt genießt und auf sich zurückstrahlen sieht.

So ist die Kunst das Bindemittel zwischen Völkern und Nationen; es bindet die Kunst als drittes Herzen zusammen, die sonst kalt aneinander vorübergehen würden; das enge Band, welches als Sprache, wenn nicht durch Zeichen festgehalten, nur flüchtig die Herzen erwärmt, sie einander näher zieht, und sie so gemeinschaftlich wieder einer höheren geistigen Stufe und also auch Mir (Gott) näher führt, dieses Band der bildenden Kunst ist das materiell, was die Sprache geistig ist." Und nun noch ein paar Worte zur Musik: "Die Musik ist die Sprache des Gefühls des Innersten, wo keine Sprache Worte dafür hat, wo alles nur gefühlt, weder gesprochen noch gebildet werden kann; dort ist alles vereint, was hier als Dreieinigkeit erscheint. Benützt die Sprache, um andere zu bilden; benützt die Kunst, um andere zu begeistern; benützt die Musik, um anderen den Weg zum Gefühle und zu mir (GOTT) zu zeigen."

Wir können aus diesen, vom Geiste gegebenen Darlegungen das Postulat einer freien und von intellektuellen Vorstellungen unabhängigen Herzenskunst ableiten, die von geistiger Inspiration getragen, das Gemüt den Schönheiten realer transzendentaler Welten näher bringen soll. Ein eindeutiger und gewiß hoher Anspruch, der an die Künstler gestellt wird, jedoch so sich der Künstler im Glauben und in seiner Liebe auf Gott ausrichtet, wird er durch die göttliche Gnade schöpferische Kraft und Leben erhalten. Und so heißt es weiter im Offenbarungstext:

 "Überall könnt ihr daraus, wie bei euch aus Liebe die Kunst gepflegt wird, den geistigen Zustand der Menschheit dieser Welt beurteilen."

Von dieser Warte aus wollen wir nun die bestimmenden Kunstströmungen der Jetztzeit betrachten und geistig richtig einordnen. Von welchen Ideen wird die Moderne, auch Avantgarde‑Kunst genannt, beherrscht ? Verzerrung des menschlichen Bildnisses, zerfließende, verworrene Sphären oder inhaltlich leere, geistlose Gebilde erscheinen auf dieser Szenerie. Kurz, die Auflösung der Formen, die Zerstörung bzw. die zerstörte Schöpfung ist Gegenstand bewußter oder unbewußter künstlerischer Darstellung. Die vollends in die Materie übergegangenen Seelen können natürlich auch nichts anderes mehr ausdrücken als eben toten Stoff. Künstlerische Freiheit wird uminterpretiert in menschliche Willkür und alles Edle und Göttliche verschwindet im Chaos der leblosen Materie. Da der lebendige Bezug zu Gott und eine positive Lebensausrichtung verloren sind, wie auch jede Humanität mißachtet wird, können die Vertreter der Moderne auch nicht mehr Wahres und Gutes in sich verspüren und ausdrücken. Durch Ichbezogenheit und Weltgeltungs­streben geht das freie Geistesleben verloren und damit verödet und versiegt die göttliche Inspirationsquelle. Der Intellekt mit den entsprechenden destruktiven Theorien tritt an die Stelle des Gemüts und beginnt den Menschen zu beherrschen. Anstelle der Lichtsprache tritt die vom Geist der Materie, dem Antigeist inspirierte Sprache der Finsternis. Größenwahn, Nihilismus und Destruktivität sind wesentliche Merkmale der modernen Kunst. Eine vom Intellekt und Materialismus beherrschte Gesellschaft, die durch technokratischen Zeitgeist beherrscht wird, kann als repräsentatives Spiegelbild auch nichts anderes hervorbringen als eine der Destruktivität verfallenen Kunst. Der inhaltliche Nihilismus der Modernen Kunst ist verkörperter Ausdruck und zugleich Spiegel der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Denn jede Erscheinungsform der Kunst war und ist immer eine Sichtbarwerdung der geistigen Verfassung oder des entsprechenden Entwicklunsstandes. Somit kann, ohne daß damit jemand verurteilt  wird, durch das Erkennen und Einordnen der manifestierten künstlerischen Produkte direkt auf die innere geistige Verfassung einer Gesellschaft bzw. eines Menschen geschlossen werden. Wie weit hat sich die Welt von den göttlichen Lebensprinzipien abgewendet ?  Wie weit entfernten sich die Hauptströmungen gegenwärtiger Kunst von den höheren geistigen Welten, von Empfindungen innerer Harmonien?

Nimmt Anmut und Schönheit in Schellings >Texten zur Philosophie der Kunst< noch eine zentrale Stelle ein, so hat die moderne Kunstszene all diese Werte zerstört: * 3

„Wenn Anmut, außerdem daß sie die Verklärung des Naturgeistes ist, auch noch das bindende Mittel von sittlicher Güte und sinnlicher Erscheinung wird, so leuchtet von selbst ein, wie die Kunst von allen Richtungen her gegen sie als ihren Mittelpunkt wirken müsse. Diese Schönheit, welche aus der vollkommenen Durchdringung sittlicher Güte und sinnlicher Anmut hervorgeht, ergreift und entzückt uns, wo wir sie finden, mit der macht eines Wunders. Denn weil sich der Naturgeist sonst überall als von der Seele unabhängig, ja gewissermaßen ihr widerstrebend zeigt, so scheint er hier wie durch eine freiwillige Übereinstimmung und wie durch innere Feuer göttlicher Liebe mit der Seele zu verschmelzen; den Beschauenden überfällt mit plötzlicher Klarheit die Erinnerung von der ursprünglichen Einheit des Wesens der Natur mit dem Wesen    der Seele: die Gewißheit, dass aller Gegensatz nur scheinbar, die Liebe das Band aller Wesen, und reine Güte Grund und Inhalt der ganzen Schöpfung ist. - …Wenn aber in dieser Blüte der Kunst, wie in der Blüte des Pflanzenreichs, alle früheren Stufen sich wiederholen, so läßt sich auch im Gegenteil einsehen, nach welchen verschiedenen Richtungen die Kunst aus jenem Mittelpunkt heraustreten kann.“ ( Schelling )

Die Moderne Kunst ist die exakte und sehr bewußte Verpolung dieser der Schöpfung und dem Menschen immanenten Prinzipien. Dem Menschen ist dies möglich, weil er in die Freiheit und Selbstbestimmung auf die Erde gestellt wird und sich selbst seine Kultur erschaffen muß. Der moderne Geist ist ein geistesgeschichliches Experiment mit dem erklärtem Ziel der „Anbetung“ der brachialen Materie und der Beweihräucherung des Künstler-Egos als solches. Sie entspricht der rein materialistischen Weltanschauung des Kapitalisten, weil dieser sein Kapital als höchsten Wert erachtet. Die ursprüngliche Antikunst wurde zur Kunst des Kapitalismus als Gestaltungs prinzip seiner Welt. Eine Rückverankerung in Schönheit und Harmonie spielt darin keine Rolle mehr: „Schönheit wird ZUCKUNG oder gar nichts sein“ ( A. Breton )

Und doch erhebt sich die Frage:

Wird es in Zukunft wieder eine Kunst geben, die als geistige Bildnerin von Gottes großen Ideen in der Schöpfung die Seelen zu Ihm hinzieht ?

Literaturhinweise.

* 1 Meyers Konversationslexikon von 1896 : * 2  Lebensgeheimnisse: Gottfried Mayerhofer, Lorber Verlag * 3 Texte zur Philosophie der Kunst, Schelling, Reclam Verlag